Sie grub eine Kuhle in die Erde, legte ihr Baby hinein und arbeitete auf dem Feld, zwei oder drei Stunden lang. ??Dann ist sie eben hingegangen, hat ihm die Brust gegeben und hat es wieder in das Loch gesetzt. Sie konnte getrost ihrer Arbeit nachgehen??, so erinnert sich Jan Kryniwicki, geboren 1906 in Posen, Anfang der Achtzigerjahre an eine Begebenheit, die ihm seine Mutter erz??hlt hatte. ??Das war so ??blich. Es ging nicht anders.??

Mangelern??hrung, Ausbeutung, Dem??tigungen durch die Gro??grundbesitzer und deren Verwalter ??? viele Menschen aus Osteuropa konnten sich fast nur verbessern, wenn sie sich auf den Weg nach Westen machten. So landeten seit der zweiten H??lfte des 19. Jahrhunderts Posener in Oberhausen und Wanne-Eickel, Masuren in Gelsenkirchen, Oberschlesier in Bottrop und westpreu??ische Polen in Wattenscheid, um in der Kohle- und Stahlindustrie zu arbeiten. Dazu suchten Juden aus Mittel- und Osteuropa ihr Auskommen im deutschen Kaiserreich.

Sie f??llten L??cken, die die Auswanderung gerissen hatte und die Verst??dterung nicht wettzumachen vermochte: 4,4 Millionen Deutsche waren zwischen 1830 und 1890 in die USA emigriert ??? Arbeitskr??fte, die in der Zeit der Hochindustrialisierung in Deutschland fehlten.