Datenleck bei Parler
GPS-Daten zeigen, wie Trump-Anh??nger ins Kapitol vordrangen
Das Datenleck beim Netzwerk Parler erm??glicht offenbar Einblicke in das Bewegungsverhalten einiger Nutzer w??hrend des Sturms auf das Kapitol. Ein US-Medium hat Teile davon ausgewertet ??? und das FBI ist auch interessiert.
Foto: Christoph Hardt??/ imago images/Future Image
Als aufgebrachte Anh??nger von Donald Trump am 6. Januar das US-Parlament st??rmten, hinterlie??en viele von ihnen eine breite Datenspur. Das Nachrichtenportal ??Gizmodo?? hat sie sichtbar gemacht. Die Redakteure haben sich daf??r durch ??fast 70.000 mit Geodaten versehene Parler-Beitr??ge?? gearbeitet, daraus Hunderte extrahiert, die am Tag der Erst??rmung im Umkreis des Kapitols in Washington ver??ffentlicht worden sind, und diese in einer Karte eingetragen.
Das Ergebnis ist eine Art Bewegungsprofil. Nicht das einer Person, sondern eines, das zeigt, wo Videos oder Fotos aufgenommen wurden, die vom Angriff auf Parler geteilt wurden.Angefangen bei der National Mall, wo Trump Zehntausende Menschen mit den Worten aufstachelte, ??Ihr werdet euer Land nie mit Schw??che zur??ckerobern, ihr m??sst St??rke zeigen??, bis tief ins Kapitol hinein.
??Gizmodo??-Artikel: Man wei?? genau, wo sich Trumps-Anh??nger beim Sturm auf das Kapitol aufgehalten haben
Foto: Dhruv Mehrota / Gizmodo
Dass die Journalisten so genau nachvollziehen konnten, wo sich Parler-Nutzerinnen und -Nutzer w??hrend des Aufstands befunden haben, ist den schlechten Sicherheitsvorkehrungen des sozialen Netzwerks zu verdanken. Parler ist eine Art Antwort auf Facebook und Twitter und richtet sich an all jene, die sich von den Vorschriften der etablierten Netzwerke gest??rt f??hlen. Parler bezeichnet sich selbst als ??Free Speech Social Network??, was insofern richtig ist, als die Beitr??ge dort nicht oder allenfalls selten moderiert werden. Einzig, wenn es Beschwerden gibt, kann ein Gremium freiwilliger Juroren entscheiden, ob die fraglichen Inhalte illegal seien. Eben deshalb ist Parler in der rechten Szene beliebt.
Als Apple und Google die App nach dem Sturm auf das Kapitol aus ihren Stores verbannt und Amazon dem Netzwerk seine Server entzogen hatte, archivierte eine Gruppe von Hackern dort gespeicherte Inhalte, also Textbeitr??ge, Fotos und Videos ??? auch gel??schte. M??glich wurde das, weil Parlers Code einen vergleichsweise einfachen und zugleich umfassenden Zugriff ??ber seine Schnittstelle auf alle Inhalte zulie??. Welche Adresse ein Inhalt hatte, lie?? sich anhand eines Musters vorhersagen.
Laut Parler selbst kann man nicht zwangsl??ufig von den Geodaten eines Beitrags darauf schlie??en, dass dieser auch aus dem Kapitol gepostet wurde. Wenn von einem anderen Ort aus ein Video mit den Geodaten des Kapitols hochgeladen wurde, so w??rde der gesamte Beitrag demnach auch dem Kapitol zugeordnet werden. Das erkl??rte das Unternehmen in einer am Mittwochabend ??ffentlich gewordenen Anklageschrift gegen die Sperrung seines Dienstes durch Amazon. So versucht das Unternehmen zu argumentieren, dass Parler-Nutzer nicht f??r den Angriff auf das Kapitol verantwortlich gewesen seien. Gleichzeitig haben mehrere bekannte Teilnehmer des Sturms auf das US-Kapitol Konten bei Parler gehabt.
100.000 Hinweise
Rund 70 Terabyte an Daten sollen so zusammengekommen sein. Diese sollen im ??Internet Archive?? ver??ffentlicht, aber auf Anfrage auch Journalisten, Wissenschaftlern und Strafverfolgungsbeh??rden zug??nglich gemacht werden. So wie bei ??Gizmodo?? geschehen.
Teilweise habe man die GPS-Koordinaten bestimmten Videos zuordnen k??nnen, berichtet das Magazin. So stimme beispielsweise ein Koordinatenpunkt mit einem Video ??berein, das Aufst??ndische zeigt, die in der Rotunde des Kapitols rufen ??Wessen Haus? Unser Haus!??.
Die Parler-Daten, so schreibt ??Gizmodo?? mit Bezug auf eine anonyme Quelle, haben l??ngst auch das Interesse des FBI auf sich gezogen. Ohnehin l??uft die Fahndung nach den T??tern beim FBI weitgehend digital ab. Die Bundespolizei hat bereits mehr als 100.000 digitale Hinweise aus der Bev??lkerung bekommen. Bis zum Dienstag sind in 170 F??llen Verfahren gegen Beteiligte an der Kapitolerst??rmung er??ffnet worden.
Update, 14. Januar: In einer Anklageschrift hei??t es von Parler, dass auch bei Videos und Fotos, die im Kapitol aufgenommen, aber von woanders aus hochgeladen wurden, die Geodaten das Kapitols angezeigt werden. Wir haben den Artikel entsprechend erg??nzt.