Judentum in Deutschland
Israelische Intellektuelle kritisieren Wiederaufbau von Synagoge
Einstimmig votierte die Hamburger B??rgerschaft f??r den Wiederaufbau der im Nationalsozialismus zerst??rten Bornplatzsynagoge. Nun mobilisieren Kritiker gegen das Projekt, darunter Prominente wie Ex-Botschafter Avi Primor.
Hamburgs Erster B??rgermeister Peter Tschentscher und B??rgerschaftspr??sidentin Carola Veit vor einem Plakat f??r den Wiederaufbau
Foto: Daniel Reinhardt??/ dpa
Die reich geschm??ckte Bornplatzsynagoge in Hamburg lie??en die Nationalsozialisten 1939 abrei??en. Um nach dem Anschlag von Halle ein Zeichen gegen Antisemitismus in Deutschland zu setzen, will die Hansestadt den Aufbau des Gotteshauses unterst??tzen. Doch gegen den von der B??rgerschaft einstimmig gefassten Plan, den der Bund mit Dutzenden Millionen Euro zu einem gro??en Teil mitfinanzieren k??nnte, regt sich unter israelischen Intellektuellen Widerstand.
Eine Gruppe aus 45 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, B??rgern, Pers??nlichkeiten des ??ffentlichen Lebens und Unternehmern, viele von ihnen mit Bezug zu Hamburg, warnen in einem offenen Brief vor dem Wiederaufbau. Sie f??rchten die Folgen einer Rekonstruktion des einst pr??chtigen Gotteshauses, ??wo derzeit ein beeindruckendes Denkmal existiert??. Zu den Unterzeichnern geh??ren bekannte Historiker wie der Antisemitismusforscher Moshe Zimmermann, der einst im Auftrag des Bundes die braune Vergangenheit des Ausw??rtigen Amts aufarbeitete und den Protest initiierte, aber genauso etwa Israels fr??herer Botschafter in Deutschland, Avi Primor.
Der Spruch, mit dem f??r das Projekt geworben wird ??Gegen Antisemitismus ??? F??r eine neue Synagoge auf dem Bornplatz?? sei schlichtweg ??falsch und irref??hrend??, hei??t es in dem Schreiben. ??Wer dem Antisemitismus entgegentreten will, wird mit einem Bau nat??rlich nichts erreichen, und ein Gegner eines solchen Vorhabens sollte auch nicht zwangsl??ufig als Antisemit abgestempelt werden.?? Dem ??Hamburger Abendblatt?? erkl??rte Zimmermann den ??rger ??ber den Slogan so: F??r ihn h??re er sich an wie ??Gegen Rassismus, f??r den Aufstieg des HSV?? ??? es bestehe schlicht kein Zusammenhang.
??Dem Gedenken an die Hamburger Juden unangemessen??
Erkl??rung von 45 Intellektuellen zu den Wiederaufbaupl??nen f??r die Hamburger Bornplatzsynagoge
Die Unterzeichner kritisieren, dass ein Wiederaufbau nach historischem Vorbild an derselben Stelle zwar die Sichtbarkeit j??dischen Lebens in Deutschland erh??he, hinterfragen aber den Sinn des Baus. ??Es gibt bereits eine Synagoge in der Stadt??, schreiben sie. ??Anstatt eine riesige Geldsumme zu verwenden, um das Judentum zur Schau zu stellen, w??re es nicht sinnvoller, die Mittel zu kanalisieren, um n??tzlichere Elemente der j??dischen Kultur und Tradition zu entwickeln und zu f??rdern???
Durch die Neuerrichtung w??rde zudem die 1988 von der K??nstlerin Margrit Kahl errichtete Gedenkst??tte am fr??heren Standort verschwinden, f??rchten die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner. Sie sorgen sich, dass das Erinnern an die Gr??ueltaten durch den dort geplanten monumentalen Prachtbau ersetzt werden k??nnte. Verschwindet die Leere der Zerst??rung, die ??Erinnerung und Nachdenklichkeit dar??ber ausl??st, was hier zerst??rt worden ist???, fragen sie. Sie f??rchten, das Ausma?? der von den Nazis begangenen Untaten k??nnte durch eine Wiederbebauung des Joseph-Carlebach-Platzes, der bisher Kahls Bodenmosaik zeigt, untergehen. In der Erkl??rung hei??t es weiter, die derzeitige Initiative zum Wiederaufbau erscheine ??abtr??glich gegen??ber der Art und Weise, auf der sich in den vergangenen Jahrzehnten j??dische und deutsche Erinnerungskultur entwickelt hat??, sie sei ??dem Gedenken an die Hamburger Juden unangemessen??.
Der ??ffentliche Brief ist nicht die erste heftige Kritik gegen die Wiederaufbaupl??ne in Hamburg. Der Bauhistoriker Gert K??hler hatte zuletzt davor gewarnt, eine Geschichtskulisse zu errichten. Der Vorstand der J??dischen Gemeinde in Hamburg treibt dagegen den Wiederaufbau der Synagoge am alten Ort voran. Die J??dische Gemeinde hat Ende Januar eine Machbarkeitsstudie zur geplanten Rekonstruktion ausgeschrieben. Der Gemeindevorsitzende Philipp Stricharz k??ndigte laut ??J??discher Allgemeiner?? jedoch an, auch beim Wiederaufbau zeigen zu wollen, ??dass es einen Bruch gab, und die Nazis die Bornplatzsynagoge in der Pogromnacht sch??ndeten und in Brand steckten.?? Ob und was auf dem Platz entstehe, sollten au??erdem nur die Gemeindemitglieder entscheiden.