Eigentlich wollte ich im Jahr 2020 meine Rente genie??en. Am 1. Januar fragten mich meine Kinder beim Fr??hst??ck: ??Wie f??hlst du dich jetzt, als Pension??r??? Es gibt Leute, die haben Angst vor dem Ruhestand, dem Nichtstun und davor, nicht gebraucht zu werden. Ich hatte mich darauf gefreut.

Ich wollte Tage ohne Dienstreisen, ohne Fl??ge und Bahnfahrten. Im eigenen Bett schlafen, das ist ein Hochgenuss. Ich wollte einen Terminkalender ohne Termine haben. Hobbys entstauben, essen gehen, Cello spielen, den Keller aufr??umen. Ich wollte Gartenarbeit machen. Ich wollte jeden Monat einmal ins Theater oder in eine Ausstellung. Ich wollte keine Katastrophen mehr. Aber ich hatte von dieser neuen Lungenkrankheit geh??rt. Ich will nicht als Prophet gelten, aber ich sp??rte, dass etwas auf uns zukommt.

Im M??rz wurde es dann ernst. Die Infektionszahlen stiegen rasant. Der erste Shutdown. Ich war gerade im Garten und schnitt Rosen, da erhielt ich eine SMS von einer Bekannten, die mir sagte, ich bek??me noch am selben Tag einen Auftrag. Ein paar Stunden sp??ter rief mich Dilek Kalayci an, die SPD-Gesundheitssenatorin von Berlin. Sie fragte mich, was ich davon hielte, wenn Berlin noch 1000 Extrabetten f??r den Corona-Notfall in der Messe aufbauen w??rde. Ich sagte, ich f??nde das klasse, vorzubeugen sei immer gut. Da war es mit dem Ruhestand vorbei.