Corona-Lockerungen und die Mutation Irlands gef??hrlicher Mix

Nach einem rasanten Anstieg der F??lle befindet sich Irland seit Anfang Januar wieder im Lockdown
Foto: Clodagh Kilcoyne??/ REUTERSIrland zeigt schmerzlich, wie sehr jedes Gef??hl von Sicherheit im Hinblick auf das neuartige Coronavirus tr??gen kann. Noch Anfang Dezember z??hlte das Land zu den Orten Europas, die nur wenige Corona-Infektionen verzeichneten. Nur einen Monat sp??ter sind die Zahlen so hoch, dass selbst Experten aus den USA sorgenvoll auf das kleine europ??ische Land blicken.
Die Ursachen des rasanten Anstiegs sind vielf??ltig, eine zentrale Rolle spielt jedoch die besonders ansteckende Mutation B.1.1.7, die aktuell auch in England die Zahlen in die H??he treibt. Irlands Entwicklung l??sst sich deshalb auch deuten als Warnung f??r den Rest der Welt.
Allein innerhalb der vergangenen 14 Tagen meldeten die Beh??rden des Landes 1410 neue Infektionen pro 100.000 Einwohner. Am vierten Dezember lag dieser Wert noch bei 78. Von den mittlerweile mehr als 155.000 best??tigten irischen Corona-F??llen seit Beginn der Pandemie wurden rund 65.000 innerhalb der vergangenen 14 Tage dokumentiert ??? weit mehr als ein Drittel.
Was ist passiert?
Offene Gesch??fte, offene Restaurants, Weihnachtstreffen
Im R??ckblick machen Experten eine ungl??ckliche Kombination mehrerer Faktoren f??r den Anstieg der Fallzahlen verantwortlich. Ende November, als noch kaum Corona-F??lle gemeldet wurden, entschieden sich die irischen Beh??rden f??r eine Lockerung der Regeln. Anfang Dezember ??ffneten Gesch??fte und Restaurants genauso wie Museen, Galerien, Kinos und Friseure.
Wenige Tage vor Weihnachten fiel auch ein Teil der bis dahin noch geltenden, extrem strengen Reise- und Kontaktbeschr??nkungen. Erstmals seit Wochen durfte die Bev??lkerung ihren Landkreis verlassen, um Freunde und Familie zu besuchen. Gro??e Feiern waren weiterhin untersagt, rund um Weihnachten aber durften sich immerhin drei Haushalte treffen.
??Es wird ein anderes Weihnachten, als es sein sollte??, sagte Irlands Ministerpr??sident Miche??l Martin noch am 17. Dezember, ohne zu ahnen, wie sich die Situation schon ein paar Tage sp??ter entwickeln w??rde. Er hoffe aber, dass die vor??bergehend gelockerten Regeln dem tiefen Wunsch der Menschen gerecht w??rden, gerade Weihnachten mit den Liebsten zu verbringen.
Eigentlich war geplant, die gelockerten Reise- und Kontaktbeschr??nkungen bis zum sechsten Januar aufrechtzuerhalten, doch die Zahlen lie??en es nicht zu. Seit dem ersten Januar befindet sich Irland wieder im strengen Lockdown. Die Menschen d??rfen nicht mehr reisen, keine anderen Haushalte mehr treffen, nicht mal mehr im Garten. Restaurants sind wieder geschlossen.
Die Lage in Irland ist so schlimm wie noch nie in der Pandemie.
R??ckblickend ist klar, dass die gelockerten Regeln dazu beigetragen haben, dass sich die Situation versch??rfte. Das Ausma?? aber l??sst sich nicht allein dadurch erkl??ren, sondern nur durch eine denkbar ung??nstige Kombination: Die gelockerten Regeln trafen auf ein mutiertes Coronavirus, von dem Anfang Dezember noch niemand etwas ahnte.
Wie B.1.1.7 andere Virusformen verdr??ngt
Die ??ffentliche Warnung kam am 19. Dezember. An diesem Tag erkl??rte der britische Premier Boris Johnson, dass eine in England entdeckte Corona-Variante die Verbreitung des Virus massiv beschleunigt. Am 24. Dezember wurde die Variante B 1.1.7 auch in Irland nachgewiesen.
Anschlie??end untersuchte Stichproben zeigten, wie sich das mutierte Virus zu diesem Zeitpunkt bereits verbreitete:
In der Woche bis zum 20. Dezember stie??en die Forscher bei rund neun Prozent von 70 untersuchten Proben auf B 1.1.7;
in der Woche bis zum 27. Dezember lag dieser Anteil bereits bei 13 Prozent (bei 141 untersuchten Proben);
wieder eine Woche sp??ter, in der Zeit bis zum 3. Januar, war er auf 25 Prozent gestiegen (bei 189 untersuchten Proben).
Mittlerweile macht die neue Variante laut Angaben des irischen Gesundheitsministeriums mehr als 40 Prozent der untersuchten Proben aus.
Auch wenn die Stichproben vor allem in den ersten Zeitr??umen klein waren, ist die Tendenz eindeutig: B 1.1.7 verdr??ngt mit gro??em Tempo die zuvor kursierenden Virusvarianten, weil sich diese Variante viel schneller verbreitet. Dies passierte im selben Zeitraum, in dem die Fallzahlen begannen, wieder zuzunehmen.
Mittlerweile zeigen sich die Folgen der massiv gestiegenen Neuinfektionen auch in Irlands Krankenh??usern. Aktuell werden rund 1700 Menschen mit Covid-19 in den Kliniken versorgt. W??hrend der ersten Welle im April erreichte die Zahl bei 881 Betroffenen ihren H??hepunkt.
??Das Krankenhaussystem steht unter dem gr????ten Druck, den es in unseren Erinnerungen jemals gegeben hat??, warnte Mediziner Alan Irvine vom Trinity College Dublin am Montag in der ??Irish Times??.
Auch B.1.1.7 l??sst sich zur??ckdr??ngen
Aufgrund der besonderen Lage rund um Weihnachten l??sst sich nicht klar beziffern, wie gro?? der Anteil von B.1.1.7 an der Entwicklung in Irland war. Dennoch veranschaulichen die Zahlen, wie die Mutation als eine Art Brandbeschleuniger wirken und was passieren kann, wenn Mutationen und Lockerungen ung??nstig aufeinandertreffen.
Gegen B.1.1.7 hilft, was auch andere Sars-CoV-2-Varianten zur??ckdr??ngt: Kontakte einschr??nken und Abstand halten. Wenn Menschen sich nicht treffen, k??nnen sie auch diese Variante nicht ??bertragen. Was bislang ausreichte, um einen Anstieg der Infektionszahlen zumindest zu stoppen, wird bei einer Verbreitung von B.1.1.7 oder ??hnlich ansteckenden Varianten allerdings nicht mehr gen??gen.
Dennoch bereitet der Blick nach Irland mittlerweile auch wieder etwas Hoffnung. Am 28. Dezember gaben Corona-Infizierte in dem Land im Schnitt noch 4,7 Kontaktpersonen an, am f??nften Januar waren es schon nur noch drei. Etwas verz??gert stabilisierte sich die Zahl der gemeldeten Coronaf??lle auf hohem Niveau, aktuell ist sie sogar deutlich gesunken.
Das rasante Wachstum scheint gebrochen, trotz B 1.1.7.